Positionen des Medizinischen Dienstes Sachsen-Anhalt zur Notfallversorgung
Gute und verlässliche Versorgung im Notfall ist eine der wichtigsten Komponenten eines funktionierenden Gesundheitssystems. Im Rahmen der stichprobenhaften Qualitätskontrollen der Notaufnahmen in den Krankenhäusern Sachsen-Anhalts bestätigt sich für den Medizinischen Dienst Sachsen-Anhalt auch in diesem Jahr das Grundproblem, welches sich an verschiedenen Stellen in unserem Bundesland zeigt: Mängel bei den Qualitätsanforderungen rühren zum einen aus einem Mangel an Fachpersonal und zum anderen aus nicht umgesetzten Prozessvorgaben.
Oft führen Fehlstrukturen und mangelnde Steuerung von Patientenströmen zu überfüllten Notaufnahmen. Potenziale der Digitalisierung zur Durchführung von Telekonsilen oder zur Nutzung der ePa werden nicht ausreichend genutzt. Ebenso hilfreich wären enger vernetzte Zusammenarbeiten - sowohl innerhalb der Kliniken als auch über Sektorengrenzen und Trägerschaften hinaus. Kapazitäten werden an zu vielen Stellen autark vorgehalten und fehlen dann zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Auch das sind Erkenntnisse des Medizinischen Dienstes Sachsen-Anhalt. Die auf Bundesebene geplante Reform der Notfallversorgung können wir daher nur unterstützen.
Dazu gehört neben der Etablierung Integrierter Notfallzentren eine Zentralisierung und Stärkung der (Notfall-)Leitstellen mit digitalem bzw. telefonischem Erstkontakt, um die Patientensteuerung sinnvoll zu verbessern. Wer ambulant behandelt werden kann, muss nicht ins Krankenhaus. Die Stärkung ambulanter Versorgungsstrukturen und die Erweiterung gesetzlicher Möglichkeiten von Delegation ärztlicher Tätigkeiten auf Pflegekräfte und Medizinische Assistenzen ist essentiell, um vor allem die ambulante Erstversorgung in ländlichen Regionen aufrecht zu erhalten. Dazu bedarf es auch neuer Modelle, damit nichtärztliches Personal sich unterstützend mit verschiedener (Fach-)Ärztinnen und Ärzten aus ambulanten und stationären Settings vernetzen kann, um ärztliche Kapazitäten zu schonen.
Positionen und Impulse des Medizinischen Dienstes Sachsen-Anhalt zur Weiterentwicklung der Notfallversorgung und Unterstützung einer Notfallreform
- Etablierung flächendeckender Integrierter Notfallzentren aus zusammenarbeitenden Notaufnahmen und Notdienstpraxen als vernetzte Anlaufstellen medizinischer Erstversorgung mit zentraler Einschätzungsstelle auf Basis digitalen bzw. telefonischen Erstkontakts
- Notfall- bzw. Rettungsleitstellen zentralisieren und stärken - „Rettungsnummern“ zusammenlegen
- Einsatz von Telenotärzten zur Steuerung und Unterstützung weiterqualifizierter Rettungssanitäter
- Ambulantisierung fördern, um Krankenhausfälle zu vermeiden oder zu verkürzen
- Videosprechstunden mehr nutzen
- asynchrone Telemedizin gesetzlich ermöglichen, um Potenziale der Delegation zur Unterstützung der überlasteten Haus- und Facharztpraxen zu nutzen
- Potenziale der Elektronischen Patientenakte ausschöpfen, um leichte Behandlungsfälle zum Großteil digital abschließen zu können und schwere Fälle mit besserer Befundlage zielgerichteter behandeln zu können